Kunst & Künstler
Anmerkung: In diesem Menüpunkt kommen wir unserer Absicht nach, Kunstinteressierten, Studenten/innen und allen Kunstliebhabern
in regelmäßiger Abfolge kunstwissenschaftliche Abhandlungen verschiedener Autoren/innen zur Verfügung zu stellen.
Erst jüngst ist unsere letzte Publikation erschienen: "Finissage - Prof. August Plocek" im Verlag 'edition strahalm'.
Herausgeber = MTW (Maria Troster Werkstätten) Huber - Platzer - Winter-Racic. Erhältlich im Buchhandel und unter
26platzer08@gmail.com.
Gustav Troger – JUNI 2013
(Auszug aus einer Diplomarbeit für Magisterium Kunstgeschichte)
Ein paar Anmerkungen zum Künstler
Gustav Troger ist Autodidakt. Sohin ist sein Weg zur Kunst & Kultur ein gewollter!
Sein ursprünglicher Beruf war Schlosser & Schweißer. Er selbst wuchs in der West-Steiermark auf. Er ist Vater von einer Tochter.
Die ihm innewohnende nachdenkliche Art und seine Fähigkeit in Gesamtzusammenhängen zu denken, ließen ihm seine berufliche Herkunft rasch und umso erfolgreicher überwinden.
Der künstlerische Werdegang von ihm wurde durch Wilfried Skreiner (Jurist und Kunsthistoriker) aufbereitet, welcher in der Steiermark der absolute Kulturpapst der Moderne war, und infolge seiner Position als Leiter der „Neuen Galerie“ und Universitätsprofessor auch tatsächlich nachhaltig sein konnte.
Die Entwicklung zum Konzeptkünstler war selbst ein Konzept in der Struktur der Gedankengänge von Gustav Troger.
Menschengroße Frauenstatue;
Besitz Dr. Helmut Marko |
Öl auf Leinen 25 x 29 cm; 1991
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Öl auf Leinen 35 x 24 cm; 1985
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Öl auf Leinen 43 x 31 cm; 1991
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Von den Punkten auf den Bildern wurden Punkte auf Gebäuden. So wurde zB. der Kirchturm von Feldbach derart gestaltet, dass jedes Kirchengemeindemitglied einen Farbpunkt auf den Turm gemäß der Gesamtkonzeption von Gustav Troger setzen durfte.
Aus den Punkten auf Mauerwerken wurden Bohrungen in Metall; so zB. der archaisch anmutende Volksaltar in der Herz-Jesu-Kirche in Graz. Seine Ausbildung zum Schlossere und Schweißer waren ihm sodann in einer Vielzahl von Metallskulpturen im öffentlichen Raum letztlich auch zum Vorteil.
(Ein überdimensionaler Schuh aus Metall in Form eines Westernstiefels war jahrelang im Foyer des Schuhhauses Spitz der Firma Stiefelkönig zu sehen.)
Später wurden aus den Farbtupfern, gebrochene wie geschnittene Spiegelflächen und letztlich die so bekannten Verspiegelungen von Gustav Troger. Beispiele dafür finden sich ua. in der St.Andrä-Kirche in Graz oder das verspiegelte Pferd als neues Wahrzeichen von Köflach, ob der Nähe zum Gestüt Piber.

Die Jahre in Amerika, wo er auch eine Künstlerin mit asiatischen Wurzeln heiratete, Liza, haben seinen Blick auf die Kunst dergestalt verändert, als ihm klar wurde, das moderne Kunst in architektonisch neuen Bauwerken, wie allerorts in der jungen Nation USA, nicht automatisch zu einer interessanten Spannung für den Besucher führen, wie in Europa, wo zahlreiche öffentliche Galerien in alten Palais untergebracht sind, und schon allein aus dem Unterschied der verwendeten Materialien der ausgestellten Kunstobjekte zu dem Stuck und den Verspiegelungen barocker Bau-Auffassung des Ausstellungsraumes eine interessante Dissonanz hervorruft.
In den USA der 90iger Jahre hielt sich Troger als einer der wenigen Künstler wie zB. Schmalix über viele Jahre als Konzeptkünstler unter dem Namen Clarence Anglin (ein Escape-Künstler) mit zahlreichen Installationen wie zB. in Bezug zur Gefängnisinsel vor San Francisco. mit einer nachgestaltenen Gefängniszelle nicht nur „über Wasser“, sondern Anglin konnte sich als anerkannter Künstler etablieren, der sich sogar im Focus von der Salomon-Collection hielt.
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Tuschezeichnung und Photo (von Gefängnis-Installation Clarence Anglin) in einer Chronik 30 x 41 cm |
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Aus der Enge der West-Steiermark und der verjüngten Perspektive einer Schlosser- und Schweißer-Lehre hat sich Gustav Troger, wie man so gemeinhin zum Ausdruck bringt, in andere Dimensionen hinaus- oder hinaufgearbeitet. Aber diese Standardformulierung greift bei Gustav Troger zu kurz, denn sein Charakter mit der Fähigkeit zum Nachdenken und das Erkennen von scheinbaren und echten Zusammenhängen waren in ihm seit jeher vorteilhaft angelegt. Der Drang seine immanente Gedankenwelt umzusetzen, führte bei ihm bis nach den USA, wo er w.e. jahrelang lebte. Letztlich blieb ihm bis dato die ganz große Resonanz verwehrt, weil seine Persönlichkeit das sich Prostituieren im richtigen Moment nicht erlaubt. Die ruhige besonnene Art und die damit einhergehende ehrliche Bescheidenheit ließen bei Troger die Bodenhaftung stärker wirken, als das (und sicherlich ein gerechtfertigtes) Emporsteigen in künstlerische Gefilden, wo letztlich bei genauerer Betrachtung und erlangtem Durchblick nicht selten weniger Begabtere den Ton in der zeitgenössischen Kunst angeben.
Quelle: Dr.h.c.Mag.rer.soc.oec. HP Platzer, Hon.Prof. (PICA) „Maria-Troster Werkstätten“
Ein Nachruf auf Gustl (wie ihn fast alle liebevoll nannten) - FEBER 2013
PProf. August Plocek, Maler - Graphiker - Ausstellungsarchitekt
Ritter im O.E.S.G
Chevalier de Belge, Belgien
Knight of Grace O.S.J.J., Malta
Sir R.E.M.O.S.M., London
Bürger der Stadt Graz
„Gut, dass man im Tode stirbt, so bleibt einem die Lebenslüge verborgen“. Dieser Aphorismus von Shimon Engele möge ein Irrläufer schon im Gedankenansatz sein, wenn ich mir das jetzige Ableben vom Künstler und Menschen August Plocek vergegenwärtige. In seiner Vorstellungswelt gab es nicht nur ein Leben nach dem Tode, sondern auch die Sicherheit des Wiedersehens jener Menschen, die er auf seinem Lebensweg verlor.
Warum ein solcher Einstieg zur Würdigung eines Lebens, das so bunt, fröhlich und facettenreich war? Weil August seit Jahrzehnten sich immer wieder mit dem Tod auseinander gesetzt hat. Mag an in früh erlittenen Herz- und Lungeninfarkten liegen, die ihm immer wieder die Lebensperspektive vermeintlich verkürzten, oder einfach im Wesen des Künstlers, der dem Leben zugewandt ist, aber stets an das Ende des Lebensbogens denkt. Memento mori – oder treffender „Alpha und Omega“ ein Gemälde von ihm aus dem Jahre 1984.
Ich erinnere mich an das gemeinsam besuchte Begräbnis des Jahres 1985 vom Landtagspräsidenten Hanns Koren, der sein Begräbnis bis ins Detail zu Lebzeiten bereits geplant hatte (zB. Ein Sarg bemalt vom Künstlerkollegen Prof. Franzi Weiss, sechs bärtige Steirer im Schladminger als Totenwache), so auch hat Plocek viel zu früh begonnen, das eigene Begräbnis gedanklich zu gestalten begann. Schon zu Lebzeiten hat er sein Grab am St.Peter Friedhof selbst entworfen wie umgesetzt, und mir gegenüber gemeint, “Schau, da werden wir einmal in unmittelbarer Nachbarschaft liegen“, nachdem unser Familiengrab nicht unweit davon liegt.
Ich kannte auch keinen Menschen, der so liebevoll und regelmäßig seine Freunde und Weggefährten am Friedhof besuchte, und entdeckte er en passant ein ihm vom Platz her unbekanntes Grab z.B. von einem Künstlerkollegen, so teilte er mir sprichwörtlichen mit, dass es zu einer Begegnung kam – iSv. „Stell‘ Dir vor, wen ich heute zufällig getroffen habe“…
Nach einer schweren Herzoperation und ersten Genesungsschritten, erzählte mir mein Freund und Lehrer in seinem 7. Lebensjahrzehnt stehend, dass er in einem Waldstück für eine Weile von seiner Wanderkollegin, Anneliese Schwendenwein getrennt gewesen war, und er mit Atmungsproblemen zu kämpfen gehabt habe. Ein Baumstumpf mit Moos umgeben und von einem Sonnenlichtbalken geehrt, lud August zum Verweilen ein. Mir sagte er damals, wenn er in diesem Moment verstorben wäre, wäre es für ihn richtig gewesen. August lebte zur Freude vieler und zum Vorteile nachhaltiger Kunst noch Jahre weiter, immer fleißig und voller Schaffensdrang.
Die wichtigsten Lebensdaten dieses Künstlers beginnen mit seinem Besuch der Kunstgewerbeschule in Graz 1942, wo ihn großartige Lehrer – die wesentlichen Vertreter der Steirischen Klassischen Moderne bzw. Solitäre der 2. Hälfte des 20. Jhdt. - unterrichteten: in der Graphik – Wagula und Reichenfelser wie Krainz; in der Malerei Wickenburg, und in der plastischen Gestaltung – Gösser wie Silveri. Künstlerin Heide Osterider-Stibor und ihr Mann der Malerfürst Mag. Adolf Anton Osterider, die begabte Malerin Ursula Pruckner-Straub, der Begründer des Freilichtmuseums DDr. Viktor Pöttler, der in sich ruhende Maler und Ausstellungsgestalter Prof. Sepp Steurer und der Verleger Dr. Werner Strahalm – sie allen waren Wegbegleiter und Freunde von August Plocek.
Auf Anregung von August Plocek schrieb und veröffentlichte ich einige Bücher (ua. über den Komponisten Haidmayer; oder über den Maler Coudenhove-Kalergi) über seinen kulturellen Umkreis, und so manches Buch zierte ein von ihm gestaltetes Umschlagsblatt. Das Layout zum Buch „Johann Schermann“ mit Gedichten der so grazilen und sensiblen Dichterin Helga Schwarzbauer aus dem Jahre 1999 stammte auch von ihm. Selbst ehrte er mit einem eigenen bebildeten Gedichtband „Gesehenes, Übersehenes, Erträumtes“ aus dem Jahre 1998 (edition strahalm) den Literaten und Weggefährten Prof. Zitzenbacher.
Dieser Künstlerkreis kam aus einer Zeit, wo noch zur Kunstauffassung auch das notwendige Handwerk den Studierenden vermittelt wurde. Heute geht es nur mehr um Auffassungen, und letztlich sind dann die Umsetzungen dieser künstlerischen Ideen notabene non-figural, weil das was das imaginäre Auge sieht, oftmalig vom Künstler nicht mehr dergestalt umgesetzt werden kann. Der Künstler August Plocek war dennoch offen wie aufrichtig interessiert gegenüber den modernen Strömungen nachfolgender Epochen, die vielgestaltig für bestimmte Perioden - die jeweils gültige Kunstrichtung zum alleinigen Erfolg postulieren wollte.
Großartige Künstler wurden völlig falsch und ungerechtfertigt von halbgebildeten und informierten Kunstkritikern (zumeist in Provinzzeitungen und Regionalblättern) als Malerfürsten oder ewig Gestrige abgestempelt. Ich will hier keine Namen nennen, denn schon allein das Anführen dieser (vorgeführten) Persönlichkeiten in einem solchen kausalen Zusammenhang tut einem weh.
PProf. August Plocek blieb sich und seiner Kunstauffassung treu. Dem Schönen, Hehren, Ästhetischen verpflichtet und immer der Weiblichkeit zugewandt. Kunst, welche die Vergänglichkeiten des Lebens zeitlos zu erhalten weiß. Ein Pygmalion-Effekt, wo nicht ein zypriotischer König eine Statue auf ein Podest stellt, und die Launen der Götter dieselbe zum Leben erweckt, sondern eine lebendige Muse, die in einem Kunstwerk verherrlicht wird. Im Leben von August Plocek gab es viele Galateas – und er blieb allen treu. Ich erinnere mich gleichfalls an seine Erzählung von seiner ersten (platonischen) Jugendliebe, die er sein Leben lang bewahrte, und wie aufgeregt er war, als er diese Dame im hohen Alter zufällig wieder traf. Ich hab‘ ein Schwarz-Weiß Photo von ihr – aus den Jugendjahren. Es sollte übergeben werden
Plocek war ein Multi-Talent und Alleskönner. Er brauchte keine Vorlagen, Skizzen und Entwürfe. Sein imaginärer Blick auf das zukünftige Werk war nur getrennt, vom Schaffensprozess hin zur Vollendung seiner Idee. Jeder der malt und zeichnet, wird diese große Gabe, als seltenes Talent kategorisieren können. Beeindruckend war auch seine Geschwindigkeit in der technisch-handwerklichen Umsetzung seiner künstlerischen Bildwerke. So erinnere ich mich an einen Auftrag für die Fremdenverkehrswerbung, wo er DIE Steiermark weiblich großformatig darstellte und ihm dafür vier Wochen Zeit vom Auftraggeber eingeräumt wurde. In einer Woche war August bereits mit diesem Bild in perfekter Manier von Formen, Farben und Strichführung fertig – inklusive detailgetreuer Hintergrunddarstellungen.
(Der Ritterschlag durch SKKH Erzherzog Karl Habsburg-Lothringen)
Ausstellungsarchitekt, Graphiker und Maler waren seine Berufsbezeichnungen und ungleich mehr waren seine internationalen und nationalen Ehrungen. Das eine ergab das andere: Vom ‚Botschafter‘ des steirischen Fremdenverkehrs in den 70iger und 8oiger Jahre hin zum künstlerischen Kopf der EUREKA in Bruxelles in den 90iger Jahren bis hin ins neue Jahrtausend. Ehrungen von und mit königlichen Häusern waren die Folge. Die Stadt Graz machte ihn zum Bürger ihrer Stadt. Das Land Steiermark ehrte ihn mit dem Großen Ehrenzeichen.
Diese zumeist interessierenden Eckdaten entnehme der geneigte Leser bitte dem Buch als Monographie zu Ehren von ihm im „Kulturjahr 2003“, welches vom Direktor der Landesbibliothek und mir via „Styria-Print“ herausgegeben wurde.
Sein künstlerisches Schaffen war sohin geprägt von Perfektion und Liebe zum Detail, welche künstlerische Aussagen zu vielen Themen erlaubte: von der Königin der Nacht, über die Gallerin im Himmel über der Riegersburg, die unendlich schöne wie elegante ‚Waltraud von Engele‘ 2001 stehend abgebildet im Grenzbereich der Steiermark zu Oberösterreich, bis hin zur Enkeltochter Isabelle im Stile des Besuches zum Pferderennen von Ascot, das Flower-Power Ölgemälde seiner attraktiven Tochter Sissi aus dem Jahre 1984; dutzende Akte zeigen auf seiner Liebe zu den Frauen, wie unzählige Aquarelle, die seine vielen Auslandsreisen dokumentieren: ua. Sagrada Familia in Barcelona, Venedig in 1999 (welches ich mit ihm 2 x besuchte), Ruinen in Albanien aus den 80iger Jahren, wo Prof. Plocek mit Wolfgang Dieter Schmidt auf Reisen war, der Grand Place in Bruxelles, und immer wieder das Wasser, das er so wunderbar ruhend oder in Bewegung gemalt hat (beschrieben von Botschafter Dr. Wagner in der Monographie aus 2003 – Seiten 182 – 227). In der Kissinger-Association in NewYork finden sich seine Aquarelle vom ehemaligen jüdischen Viertel in Fürth wieder, wo Dr. Alfred Kissinger 1922 geboren wurde.
Konsequent hat sich August Plocek mit den großen Themen des Lebens und der Zeit, in die er hineingestellt wurde, auseinandergesetzt:
- Fortan herrsche der Geist (Werksverzeichnis #39);
- Burning Jerusalem zum 11. Sept. 2009 – WV 42, 43 sowie 44;
- Yad Vashem und seine Gedanken zum Holocaust.
- Die blühende Atomrose der 80iger Jahre – 1983 WV 45;
-
Reagans Star War des selbigen Jahrzehntes – 1984 WV 40;
sowie die zentrale Frage zum Leben dargestellt in -
„Quo Vadis“ aus dem Jahre 1984 – WV 47.
Bilder muss man natürliche anschauen können, sodass die Aufzählung nur eine Idee geben soll und gedanklich eben skizzenhaft bleibt.
Graphiker & Ausstellungsarchitekt;

Philosophie in seiner Malerei, (mit einem schönen Beitrag vom ehemaligen Kulturchef der Tagespost und Ritter vom Hl. Grab von Jerusalem, Prof. Wolfgang Arnold.)
Gustl im kommunalen Stadtbild;
Heimat ist nicht Enge – sondern Tiefe;
Spurensuche.
(mit Dr. Grünfeld)

Nicht unerwähnt soll in dieser umfassenden Monographie der Beitrag seiner Enkeltochter Mag. Michaela Reichart sein, die wunderbar von den Jugendjahren des Künstlers zu berichten weiß.
Der Leser kennt nun das Oeuvre des Künstlers, oder kannte es ohnedies. Zur Freude und Blüte seiner Kunst zählten sohin vor allem jene Werke, in dem er die Frau als Muse schöpferischen Gestaltens für sich erkannte bzw. beanspruchte. Uns allen sollte klar sein, dass der Künstler Plocek ein Perfektionist und Ästhet war, der in seinem Schaffensprozess w.e. ohne Studien, Photos und Vorlagen - aus eigenem heraus mit vielfältiger Technik kulturell schöpfen konnte. Er war als ein nie Wasser verlierender Brunnen angelegt, der jetzt dennoch versiegte.
Weitere und detailliertere Lebensdaten wie die Liste seiner Ausstellungen und Ehrungen mögen bitte in Publikationen und Ausstellungskatalogen nachgelesen werden.
August Plocek war auch ein begnadeter Networker zeitlebens: so war Plocek eine treibende Kraft im „Steiermärkischen Werkbund“, der jetzt seit vielen Jahren in den sicheren Händen unter Führung von Dir.R. Curt Schnecker liegt; Mitinitiator der „Steirisch-Slowenischen Gesellschaft, welche er zeitlebens und ihrer Präsidentin Mag. Invanka Gruber sehr verbunden war und Plocek war auch Mitglied der altehrwürdigen Künstlergilde von Antwerpen aus 1275.
Wenn per Definition von August Plocek der monumentale Prof. Peter Richard Oberhuber sein Lehrer war, so war mein Verhältnis zum ihm, jenes seines „Einzigen Schülers“. Zuletzt haben wir ein Fresko gemeinsam in der Lobby eines bekannten Rechtsanwaltes gemalt (2012).Weiters ein herrlicher Beitrag vom ehemaligen Kulturchef der Kronen-Zeitung, Bernd Schmidt, über das „Ewig Weibliche“ in der Malerei von August Plocek.
Nicht unerwähnt soll in dieser umfassenden Monographie der Beitrag seiner Enkeltochter Mag. Michaela Reichart sein, die wunderbar von den Jugendjahren des Künstlers zu berichten weiß.
(mit Landeshauptmann Dr. Krainer)
Der Leser kennt nun das Oeuvre des Künstlers, oder kannte es ohnedies. Zur Freude und Blüte seiner Kunst zählten sohin vor allem jene Werke, in dem er die Frau als Muse schöpferischen Gestaltens für sich erkannte bzw. beanspruchte. Uns allen sollte klar sein, dass der Künstler Plocek ein Perfektionist und Ästhet war, der in seinem Schaffensprozess w.e. ohne Studien, Photos und Vorlagen - aus eigenem heraus mit vielfältiger Technik kulturell schöpfen konnte. Er war als ein nie Wasser verlierender Brunnen angelegt, der jetzt dennoch versiegte.
Weitere und detailliertere Lebensdaten wie die Liste seiner Ausstellungen und Ehrungen mögen bitte in Publikationen und Ausstellungskatalogen nachgelesen werden.
August Plocek war auch ein begnadeter Networker zeitlebens: so war Plocek eine treibende Kraft im „Steiermärkischen Werkbund“, der jetzt seit vielen Jahren in den sicheren Händen unter Führung von Dir.R. Curt Schnecker liegt; Mitinitiator der „Steirisch-Slowenischen Gesellschaft, welche er zeitlebens und ihrer Präsidentin Mag. Invanka Gruber sehr verbunden war und Plocek war auch Mitglied der altehrwürdigen Künstlergilde von Antwerpen aus 1275.
Wenn per Definition von August Plocek der monumentale Prof. Peter Richard Oberhuber sein Lehrer war, so war mein Verhältnis zum ihm, jenes seines „Einzigen Schülers“. Zuletzt haben wir ein Fresko gemeinsam in der Lobby eines bekannten Rechtsanwaltes gemalt (2012).

Sie werden mir verzeihen, dass ich ein wenig persönlich werde, und einfach festhalten muss und möchte, dass meine ehemalige Familienstruktur mit August gedanklich untrennbar verbunden ist. Obgleich der Platz seiner Töchter Sissi und Ingrid, sowie des verstorbenen Grazer Lebenskünstlers Grufti, der als sein Stiefsohn bis zu einer schweren offenen Lungenentzündung in der Spedition meiner Großmutter arbeitete, und dann den Weg des Kulturschaffenden ging, klar vorrangig war. Ein herrliches Photos von Sissi und Grufti findet sich auf Seite 233 in seiner Monographie aus dem Kulturjahr. Dieser Großfamilie mitsamt den Enkel-Kindern Isabelle, Alexander sowie Mike und Tina stand seine Frau Margit vor, deren Tod er im Gemälde aus 2002 (WV 164) zu verarbeiten suchte.
Sie war ihm zeitlebens eine Stütze und Freundin.
Durch August Plocek begegnete ich als junger Mensch Karl Kraus und „Die letzten Tage der Menschheit“, die liberale Lebensauffassung eines Künstlers in Kontrast zu meiner strengen Erziehung, und im Alter von 12 Jahren restaurierte ich mit ihm mein erstes Bild - eine Frau aus dem 18. Jhdt. , der im Winter eine Rose zum eigenen Verhängnis blühte.
Er, der große Künstler, hat mit meinen Kindern im Jahreszyklus den Fasching genauso gefeiert (zB. in Form einer ‚Bill Clinton Wahlparty‘), wie den Sommer mit Festen (Ein Spät-Sommernachtstraum) mit- begleitet , so auch mit uns Urlaube gemacht und dabei viele Zeichnungen und Aquarelle gemalt und gestaltet zB. Miramare in Triest; im Herbst wurden Maroni gebraten und jedes Jahr Kürbisse kreativ gestaltet; im Winter Weihnachtsschmuck gefertigt und jedes Jahr ein Weihnachstsmotiv mit allen Kindern und ihren Freunden gemalt. Ein Opa zum Sprechen, Angreifen, Basteln und Bewundern. Immer interessiert, zuhörend und gleichfalls auch mit historischem Wissen und lustigen Begebenheiten aus seinem ereignisreichen Leben präsent - voller Geisteswitz. Welchen Kindern wird schon eine Begegnung mit Salvador Dali, die im übrigen sehr komisch war, erzählt. Oder seine Einreise nach Albanien im Enver Hoxha-Regime mit Vollbart, wo man im Kommunismus als Pope noch verfemt worden wäre; aber damit nicht genug: Plocek verfuhr sich noch in das militärische Sperrgebiet! Es gäbe ungleich mehr zu berichten, aber damit haltet es sich wie - wenn einer sein Photoalbum mit Freude zeigt, und dem Dritten wirklich der Bezug fehlt.



August trank und aß gerne, war aber keineswegs ein Lebemann im herkömmlichen Sinne. Selbst war er aber auch ein guter Koch und bereitete mir so manches ungeplante Mahl aus irgendwelchen Ingredienzen, die sich bei ihm zu einem geschmacklichen Ganzen formten. Er wusste einfach und gut zu leben, und gönnte sich zeitlebens einen Mittagsschlaf. Geschlafen hat er nächtens nicht vor Mitternacht und dann iaR in seinem Atelier. Das ist jetzt nur so dahin erzählt, aber gleichfalls läuft ein Leben auch diese normalen Spuren ab. Getanzt hat er auch. Zuletzt in der Hofburg mit wehendem weißen Haar und einer Jungen Dame im Arm „Milena“ – beim „Ball der Jüdischen Jugend“; oder mit der Perserin Mashad im Grazer Congress.
Das Auftreten von Sir August war nomen est omen insbesondere gegenüber Frauen, voller Manieren und im besten Stile ‚old-fashioned‘. Ob junge oder schon betagte – jede Dame wurde mit Handkuss seinerseits geehrt. Seine Kleidung? Kreativ (Jean mit Holzfällerhemd und roten Hosenträgern) wie oftmalig elegant. Er wäre optisch auch als Bankdirektor ‚durchgegangen‘, aber einer aus jenen Zeiten wo, dieselben noch für Seriosität und Sicherheit (ein)standen. Aber vielleicht gab es solche Zeiten ohnedies nie.
August sagte immer schmunzelnd, wenn er nicht Künstler geworden wäre – hätte er sich bestimmt nur in einem Beruf wiedergefunden, wo man schwarz gekleidet gewesen wäre. Heute sind das vorwiegend Architekten und scheinbar Intellektuelle. Zu Augusts Zeiten und in seiner Vorstellungswelt: entweder Rauchfangkehrer oder Priester. Ich meine darüber hinaus, er wäre auch ein guter Arzt gewesen. Ein ‚Doktor‘ der Seelenheilkunde…
Eine Spur noch persönlicher zu sein, nehme ich mir schon alleine deshalb heraus, weil August immer zu mir sagte, „Dich kannte ich schon bevor Du zur Welt kamst.“ (Er kannte nämlich meine Mutter als Schwangere, und ich beeilte mich ohnedies auf die Welt zu kommen, nämlich ein Monat zu früh).
Ich habe mit August mein Familienleben geteilt, gelacht und geweint, viel und wenig Geld gehabt, gemalt und gezeichnet. Unzählige Geschichten aus seinem Leben gehört und meine Gefühle ihm gegenüber darlegen dürfen; wissend gut aufgehoben zu sein. Viele Veranstaltungen und Ehrungen für Dritte nahmen ihren Ausgangspunkt in gemeinsamen Überlegungen. Nie hörte ich von August ein schlechtes Wort über einen anderen Kollegen oder Bekannten. Er liebte das Leben und das Leben war gut zu ihm. August war immer sehr fleißig, und er erntete noch mehr an Anerkennung und Bewunderung. War es manchmal wie selten - nur ein Schmunzeln – war es ihm auch recht. Ich verdanke ihm viel, und ein Platz in meinem Herzen und unzählige Erinnerungen aus Gelebten und Erfahrenem von und durch ihn sind in meiner Gedankenwelt nicht wegzudenken.
Mir zu Liebe und in Freundschaft zu Edgar Huber und seiner Lebensgefährtin, Christa Winter-Racic half er noch 2012 beim Aufbau bzw. bei der intellektuellen Ausrichtung der „Maria-Troster-Werkstätten“ .Sein nächstes Bildprojekt wäre ein Gemälde für den Ordo Europaeus Sancti Georgii anlässlich eines Besuches im FJ 2013 im Hospiz zu Jerusalem geworden. Das letzte große Werk von ihm war ein Hl. Georg.
Ich schließe wieder mit Shimon Engele und einem Aphorismus von ihm: „An einem Tage ist nicht viel Zeit – Schade, dass das Leben nur aus Tagen besteht.“
August Plocek hat seine ihm bemessene Zeit zu nutzen gewusst!